Litzelsdorf
Ungarisch: Lődös, Kroatisch: Licištrof, Romani: Ledischa, Russisch: Литцельсдорф
Litzelsdorf ist eine Marktgemeinde mit 1176 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2017) im Bezirk Oberwart im Burgenland.
Der
ungarische Ortsname der Gemeinde ist Lődös, der kroatische
Licištrof. Im Burgenland-Romani heißt der Ort Ledischa.
Geografie:
Die Gemeinde liegt im Südburgenland. Litzelsdorf ist der einzige
Ort in der Gemeinde. In der Gemeinde befindet sich die Fischteichanlage
Neustifttal.
Bereits in der Jungsteinzeit (5000 bis 2800 v.
Chr.) war diese Gegend von Menschen besiedelt. Zeugnis davon geben
unter anderem Steingeräte und Tonscherben, die in Litzelsdorf
entdeckt worden sind. Aus der römischen Periode (ab 10 n. Chr.)
tauchten weitere Funde auf: zahlreiche römische Grabhügel
sind aus dieser Zeit erhalten geblieben; daraus auch ein
Römergrabstein, welcher im Eingangsbereich des Rathauses zu
besichtigen ist. Im Ortsried Winkel-Burgstall befindet sich eine
Ringwallanlage (Fluchtburg).
In einer Urkunde des
Eisenburger Kapitels aus dem Jahre 1333 wird Litzelsdorf erstmals unter
der Bezeichnung „Ludus“ erwähnt. Die ehemalige
Grenzwächtersiedlung, die damals zur Herrschaft Rotenturm
gehörte, war nun eine kleine Bauernsiedlung.
Mit Beginn
des 17. Jahrhunderts gewann Litzelsdorf allmählich eine
überregionale Bedeutung in wirtschaftlicher Hinsicht, was
schließlich mit der Verleihung des Marktrechtes im Jahre 1676
honoriert wurde.
Im Jahre 1757 wurde die Patrizius-Kapelle mit einer Pestsäule errichtet, die sich im Ortszentrum befindet.
Weithin
sichtbar, auf einer Anhöhe, befindet sich die spätbarocke
Pfarrkirche aus dem Jahre 1823. Den Hochaltar ziert ein Ölbild des
hl. Leonhard aus dem späten 18. Jahrhundert. Besonders wertvoll
sind, die aus dem 18. Jh. stammenden ausdrucksvollen Bilder der 14
Kreuzwegstationen.
In den Jahren 1905 und 1906, sowie in den
Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war die Abwanderung nach Amerika sehr
stark. Auch der Zweite Weltkrieg forderte von der Gemeinde einen hohen
Blutzoll (180 Gefallene bzw. Vermisste).
Die einstmalige
Agrargemeinde hat sich zu einem Dorf mit hohem Pendleranteil (Tages-
und Wochenpendler) entwickelt. Im Ort selbst finden im Gewerbe- und
Dienstleistungsbereich ca. 130 Personen aus Litzelsdorf und Umgebung
ihren Arbeitsplatz.
Seit den Siebzigerjahren wurden ständig
wesentliche Beiträge zur Ortsverschönerung geleistet, was
bewirkte, dass aus der einst unbedeutenden, verstreuten Dorflage ein
ansprechendes, harmonisches Dorfbild entstehen konnte.
Partnerschaft: Seit 2009 besteht eine offizielle Partnerschaft mit der Stadt Memmingen.
Wappen:
Blasonierung: In dem blauen, durch einen goldenen, mit einem blauen
halben Zahnrad belegten Balken geteilten Schild oben ein goldenes
Strahlendreieck, unten drei goldene Ähren wachsend. Das Wappen
wurde am 1. Mai 1983 verliehen und verbindet symbolisch die Geschichte
mit der heutigen Zeit. Das Strahlendreieck steht für die Heilige
Dreifaltigkeit, von deren lange währender Verehrung eine das
Ortsbild beherrschende Säule Zeugnis ablegt. Das Zahnrad und die
Ähren stehen für Gewerbe und Landwirtschaft.
Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Hügelgräberfeld Bothwald (ObjektID: 71946), Bothwald
Befestigung im Kemetér Wald/Ringwallanlage (ObjektID: 130218), Hausteilung
Dreifaltigkeitsäule
(ObjektID: 8195), bei Litzelsdorf 51, die Dreifaltigkeitssäule
(Pestsäule) hinter der Patriciuskapelle entstand vor 1757.
Figurenbildstock Maria Immaculata (ObjektID: 8199), neben Litzelsdorf 334, die barocke Sandsteinfigur Maria Immaculata stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Kath. Pfarrkirche hl. Leonhard
(ObjektID: 8196), neben Litzelsdorf 30, die Pfarrkirche steht auf einem
Hügel über dem Ort. Der große einschiffige Bau mit
quadratischem Chor und vorgestelltem Westturm wurde 1823 errichtet.
Hochaltar und Orgel stammen aus der Bauzeit; 14 Ölbilder der
Kreuzwegstationen entstanden bereits im 18. Jahrhundert.
Patriciuskapelle
(ObjektID: 8197), neben Litzelsdorf 51, die Kapelle mit gestuftem
Dreieckgiebel wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut
und im 19. Jahrhundert umgebaut.
Römischer Familiengrabstein von Litzelsdorf,
Dieser Inschriftstein ist im Rathaus Litzelsdorf zu besichtigen. Die
Kleinfunde aus dem Grabhügel und von weiteren Hügeln
gelangten unter anderem in die Erdödische Schloßsammlung in
Rotenturm. Dieser Römerstein wurde im Jahre 1890 bei
Steingewinnungsarbeiten in Hügel 7 der Grabhügelgruppe
Litzelsdorf, Körbelwald 1, auf der dem Gastwirt Heinrich Fassl
gehörigen Waldparzelle 2723 gefunden und im Ort Litzelsdorf,
oberhalb des Eingangstores zu einem Keller eingemauert.
Wegkapelle Hl. Dreifaltigkeit (ObjektID: 8202), neben Litzelsdorf 390, die Dreifaltigkeitskapelle wurde 1798 gestiftet.
Persönlichkeiten:
Magdalena Witzelsberger:
In den 1820er-Jahren betrieb sie in Litzelsdorf eine Schenke, in der
immer wieder Mitglieder der Räuberbande Stradafüßler
verkehrten. Diese Bande versetzte von 1822 bis 1827 das Grenzgebiet zur
Steiermark und Niederösterreich in Angst und Schrecken und
benutzte das damalige Westungarn als Rückzugsraum. Magdalena
Witzelsberger war die Geliebte von Joseph Freyberger alias Gekrauster
Seppl, ein Unterführer der Stradafüßler, der am 7. Juli
1827 auf dem Gerichtsberg in Pinkafeld
durch den Strang hingerichtet wurde. Das Komitatsgericht von Eisenburg
verurteilte auch Witzelsberger zum Tode durch das Schwert, doch durch
einen Gnadenakt von Kaiser Franz II./I. wurde ihre Todesstrafe in eine
schwere Kerkerstrafe umgewandelt.























